Stress ist ansteckend

Zusammenhang von Stress und Wir-Gefühl

Stress ist ansteckend bei einem Wir-Gefühl mit dem anderen

Kennst du das?

Du kommst morgens ins Büro, und schon kommt dir ein Kollege entgegen, der etwas schneller läuft, weil ihm bereits morgens gefühlt die Fülle seiner Aufgaben zu viel ist.

Er legt die Worte der anderen auf die Goldwaage und zeigt sich genervt, sobald er jemanden in seiner Nähe sieht.

Womöglich sagt er schon früh morgens: „Sprich mich bloß nicht an!“, – bevor du den Mund aufmachen konntest.

Stress ist ansteckender bei einem Wir-Gefühl mit dem anderen

Möglicherweise fühlst du dich kurze Zeit später ebenfalls unruhig, kannst dich schlechter konzentrieren, weil in dir die Begegnung vom Morgen noch nachhallt.

Dein Körper schüttet jede Menge Stresshormone aus, obwohl es streng genommen gar nicht dein Stress ist.

Zusammenhang von Stress und Wir-Gefühl

Lassen wir uns schneller vom Stress anderer Personen anstecken, wenn uns mit diesen ein „Wir-Gefühl“ – ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und Gemeinsamkeit – verbindet?

Dieser Frage gingen die Psychologinnen und Psychologen der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Wien in einer Studie nach.

Sie analysierten die mehrfach entnommenen Speichelproben im Labor auf das Stresshormon Cortisol.

Studie

Bei zwei Kleingruppen von jeweils vier oder fünf Personen wurde in der einen Hälfte ein „Wir-Gefühl“ erzeugt, indem die Teilnehmer gemeinsam am Tisch saßen. Man sprach sie als Gruppe an und betonte die Gemeinsamkeiten.

In der anderen Gruppe saßen die Teilnehmer an Einzeltischen und überlegten, welche Unterschiede bestehen und was sie als Individuen auszeichnen.

Im Anschluss daran wurde eine Person ausgelost, um sehr stressige Aufgaben gestellt – in Form eines simulierten Bewerbungsgespräches und einer anspruchsvollen Kopfrechenaufgabe.

Die anderen Versuchsteilnehmer beobachteten die Situation.

Erkenntnis

Ja, Stress ist ansteckend bei einem Wir-Gefühl mit dem anderen.

Wie die Studie zeigt, lassen sich Menschen vor allem dann vom Stress anderer Menschen anstecken. Insbesondere dann, wenn innerhalb von kurzer Zeit ein „Wir-Gefühl“ zwischen Personen aufgebaut wurde, die sich zuvor völlig fremd waren.

„Es ist davon auszugehen, dass Menschen sich sogar noch deutlich stärker mit Stress anstecken, wenn sie Personen beobachten, mit denen sie ein langjähriges und stärkeres „Wir-Gefühl“ verbindet, beispielsweise bei Familienmitgliedern oder Freundinnen und Freunden.“, – so Prof. Häusser, Leiter der Forschungsgruppe.

Fazit

Wenn es dir irgendwie möglich ist, halte Abstand zu Menschen, die schnell gestresst sind!

Es ist sinnvoll, ein Repertoire an Selbsthilfe-Tools (Anker-Techniken, Wohlfühlplatz …) zur Verfügung zu haben oder kurz mal an die frische Luft zu gehen, um sich schnellstmöglich wieder in einen stabilen Zustand zu bringen!

Wie sind deine Erfahrungen mit stressigen Kollegen?
Wie schüttelst du deinen Stress ab?

Originalpublikation
Schury, V. A., Natr, U. M., 6 Häusser, J. A. (2020). The Social Curse: Evidence for a moderating effect of shared social identiy on contagious stress reactions. Psychoneuroendocrinology, 122. DOI: 10.1016/j.psyneuen.2020.104896
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