Der perfekte Burnout – so kriegst du’s hin!

Warum "einfach weitermachen" keine Option ist

Warum „einfach weitermachen“ keine Option ist

Körperliche und psychische Erschöpfungszustände nehmen zu. Und die Klientel, die mit Burnout und Erschöpfung zum Coaching kommt, wird immer jünger.

Jung, jünger – Der perfekte Burnout – so kriegst du’s hin!

Mein jüngster Burnout-Klient war gerade mal 23. Er absolvierte tagsüber eine KFZ-Ausbildung und half jeden Abend ganz selbstverständlich seinem Vater im Restaurant. Zwar war ihm bewusst, dass seine Kräfte schwanden und sein klares Denken nachließ.

Dennoch traute er sich nicht, mit seinem Vater über seine Erschöpfung zu reden. Das Pflichtgefühl und der Gehorsam seiner Familie gegenüber waren stärker. Es knabberte gewaltig an seinem Ehrgefühl, als die Ausbildung scheiterte. Verzweifelt und orientierungslos kam er ins Coaching.

Da war ein Anfang Dreißiger „aus gutem Hause“. Beim Wechsel in eine andere Pflegeabteilung kam er nicht mehr zurecht. Zu viel Veränderung, zu viele neue Leute, auf die er sich einstellen sollte. Er wurde gemobbt wegen seiner smarten Erscheinung und Unsicherheit.

Folglich zog er sich komplett aus dem Leben zurück, weil er sich nicht mehr für liebenswert und attraktiv hielt. Er entwickelte Ängste vor Fehlern und Menschen und vernachlässigte sich schließlich selbst.

Im Coaching stellte sich heraus, dass er die jahrelang zurückliegende Trennung seiner Eltern noch immer nicht überwunden hatte. Der Vater hatte ihm immer nur Geld gegeben und sich ansonsten nicht um ihn gekümmert. Die Mutter bevorzugte nach der Trennung den Griff zur Flasche. Aus einer desorientierten-desorganisierten Bindung bildete sich eine emotionale Instabilität. Dabei wollte er doch allen gefallen.

In einem Bewerbungstraining offenbaren 4 von 5 Teilnehmern im Alter zwischen 20 – 45 Jahren, dass sie bereits Erfahrungen mit Burnout und Erschöpfungssymptomen haben. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Branchen: Unternehmensberatung, Vertrieb, Pflege, Handwerk.

Letztendlich werden sie alle durch die entwickelten Symptome gezwungen, eine Auszeit zu nehmen.

Der perfekte Burnout – so kriegst du’s hin!

Was treibt die jungen Leute an?

Sie definieren sich durch Leistung, vergleichen sich mit Anderen und suchen deren Anerkennung. Viele können sich Anerkennung einfach nicht selbst geben. Scheint ihnen auch keiner beigebracht zu haben, dass der Mensch einen natürlichen Wert an sich besitzt, der sich eben nicht durch Leistung bestimmt. Die meisten haben sich bisher eher weniger mit sich selbst beschäftigt.

Viele junge Leute reagieren empfindlich auf Kritik und sind genervt, sich für das, was sie erreichen wollen, auch noch rechtfertigen zu müssen. Sie hätten doch die Umstände nicht ändern können, höre ich häufig. Die Anforderungen im Job und Vorgaben durch die Vorgesetzten waren nun mal hoch gesteckt, – zu hoch, um ihnen überhaupt gerecht werden zu können.

Mit der Angst im Nacken, durch Andere oder Jüngere ersetzt zu werden, die nächste Karrierestufe zu verpassen, den Job zu verlieren, waren sie bereit, über ihre körperlichen und psychischen Grenzen hinaus zu arbeiten. Lücken im Lebenslauf werden von Anderen als Katastrophe gesehen. Scheitern wird negativ bewertet und ist vielfach mit Scham besetzt.

Die allerwenigsten der Klienten sind in der Lage, auf sich selbst und ihre Gesundheit zu achten, Grenzen zu setzen und darüber – ohne Peinlichkeit und Scham – in angemessener Weise zu reden.

Sie arbeiten schnell und hart, wollen gefallen. Die Karriere und das schnelle Geld sind ihnen wichtig. Dafür sind sie bereit, ihre Gesundheit zu opfern – für das Leistungsprinzip und die eigenen sie zum Perfektionismus anstachelnden narzisstischen Triebe.

Sie reden von Selbstoptimierung und wollen die Tricks für den schnellen Erfolg von irgendwelchen Gurus im Netz lernen. Sie sind bereit, richtig viel Geld in Plattitüden zu investieren statt in ein „individuelles Kurzzeit-Coaching.“ Dabei vergessen sie, dass es keine allgemeingültigen Patentlösungen gibt.

Der perfekte Burnout – so kriegst du’s hin!

Und jetzt noch die Pandemie als Verstärker!

Das Nervenkostüm leidet durch die Ungewissheit und Komplexität der Veränderungen. Studenten sitzen stundenlang vor ihren Bildschirmen. Die Bibliotheken der Unis sind geschlossen. Ein direkter Austausch ist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Es hat schon eine andere Qualität, sich gegenüber zu sitzen und zusammen zu lachen!

Haushalt und Kinder, Homeschooling und Homeoffice zu koordinieren, ist wahrlich herausfordernd. Soziale Kontakte einzuschränken und zu meiden, bedeutet für Singles alleine zu bleiben und auf sich alleine gestellt zu sein. Das psychische Gleichgewicht scheint massiv gestört. Ausgangssperren, sitzende Tätigkeiten führen zu Bewegungsmangel, wodurch weniger Stress abgebaut wird.

Zwar entfallen die Anfahrtswege. Doch nicht jeder kann in seiner Wohnung einen ruhigen, geräumigen Arbeitsplatz realisieren. Wir reden von Digitalisierung und doch funktioniert sie nicht durchgängig. Die Kollegen fehlen einfach, um Gedanken auszutauschen, um mal schnell zu helfen.

Menschen fühlen sich erschöpft, innerlich leer und ausgebrannt durch die zusätzlichen Belastungen, die uns die Pandemie bietet.

Weil „einfach weitermachen“ keine Option ist

Selbstfürsorge lehrt uns keiner!
Und dabei wäre es so wichtig, schon frühzeitig zu lernen, uns zu spüren und zu äußern, wie es uns geht und wann etwas zu viel wird und belastet.

Wie ist das bei dir? Kennst du deine körperlichen, psychischen und sozialen Grenzen? Oder hast du dich längst arrangiert und funktionierst nur noch?

Wenn du ein Ungleichgewicht von Arbeit und Erholung spürst, nimm dir Zeit. Lerne die Umstände zu lieben, verlasse sie oder ändere sie. Lerne deine Denkmuster zu reflektieren oder verpass ihnen ein Update. Am beständigsten ist der Wandel, also bleib flexibel.

Erkenne, dass du von Natur aus bereits wertvoll bist. Du bist mit jeder Menge Talenten und Fähigkeiten ausgestattet. Finde eine Aufgabe, die dich nicht von dir weg, sondern zu dir hinführt.

Lerne die Resonanz des Körpers zu achten, Symptome als Zeichen zu verstehen!

Nimm dir Zeit, um Konflikte, Missverständnisse und die zur Seite geschobenen stressigen Situationen aufzuräumen. Indem du dich um deine Bedürfnisse kümmerst, stabilisierst du deine Persönlichkeit.

Fange wieder an, das Leben zu feiern und zu genießen! Das ist sowohl alleine als auch in einer kleinen Runde möglich.

So kriegst du’s hin!

„Wie willst du zukünftig leben?“, das ist die zentrale Frage. Denn einfach weitermachen kann keine Option sein.

Burnout ist die Lösung, nicht das Problem. Denn Symptome zwingen dich, dir Zeit zu nehmen, bewusst zu werden, wie es um dich steht, was der beste Schutz vor Erschöpfung und Burnout ist. Einfach mal innehalten, verstehen und akzeptieren, dass man nicht mehr kann und will.

Die Suche nach einem neuen, sinnvolleren Leben kann sich als mühsam herausstellen, da man jahrelang eigene Bedürfnisse weniger wichtig nahm. Es kann sein, dass der Bezug zu sich selbst irgendwo auf der Strecke geblieben und verlorengegangen ist. Wieder einen Zugang zu sich und seinen Gefühlen zu finden, lässt sich trainieren und kann durchaus schmerzen.

Scheue dich nicht, professionelle Hilfe anzunehmen. Coache mit guter Ausbildung sind darin geschult, deine Strukturen bloßzulegen, so dass du schneller wieder emotional stabiler wirst und dadurch sicherer in deinem Handeln.

„Wie willst du zukünftig leben?“, das ist die zentrale Frage. Denn „einfach weitermachen“ ist keine Option.

 
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